
In diesem Jahr fand der beliebt-bekannte Bielefelder „Lesefrühling“ wieder in Präsenz statt: 12 Autor:innen boten durch den Mai hindurch Lesungen für Kinder an. Jedes Mal eine wunderbare, tolle Gelegenheit, die Personen hinter den Geschichten kennen zu lernen! Manche sind schon Lieblingsautor:innen, andere werden entdeckt. Immer sind gute Vorleser:innen darunter und solche, die viel Bohay um sich und ihr Werk machen. Es gibt Inszenierungen und einfach Tisch, Stuhl und Buch. Solche, die Kinder mit Worten und ihrer Persönlichkeit mitnehmen können und solche, die schon vorab die Eltern mahnen, doch ihre (zu kleinen) Kinder in Schach zu halten.
Zur letztgenannten Kategorie gehört Holly-Jane Rahlens nicht!
Sie las mit großer Selbstverständlichkeit (und variabler Stimme in perfektem Deutsch mit amerikanischer Färbung) aus einer spannenden fantastischen Geschichte für Kinder ab 11 Jahren.1 Das ist aber nicht der Grund, weshalb ich über ihre Lesung schreibe, der Grund ist das anschließende Gespräch mit den Kindern.
In der Regel prägen Standardfragen dieses Gespräch: Wieviele Bücher haben Sie schon geschrieben? Wie lange brauchen Sie für ein Buch? Welches ist Ihr erfolgreichstes Buch? Wie kommen Sie auf Ideen für Ihre Geschichten? Meistens bekommen die Kinder Standardantworten: soundso viele Bücher, soundso lange, jenes Buch, Szenen, die Ideen geliefert haben. Frau Rahlens gab zwei interessante Antworten, die gespannte Aufmerksamkeit bekamen!
Ich erzähle aus dem Gedächtnis:
Jeder und jede von uns, alle hier im Saal, haben jeden Tag zahllose Ideen. Uns fällt immer etwas ein! Beim Aus-dem-Fenster-schauen, beim Essen zubereiten, beim Nachdenken über etwas, das wir erlebt haben, beim Autofahren, beim … die Ideen kommen und gehen, wir denken darüber nach, was wir uns wünschen, was wir tun könnten, was wir seltsam finden und was lustig. Die Kunst ist, die Idee zu erkennen, die eine Geschichte werden kann und sie NICHT vorbei ziehen zu lassen.
Die Kinder waren beeindruckt!
Und der Erfolg eines Buches kann so verschieden sein! Natürlich ist es ein Erfolg, wenn ein Buch oft verkauft wird und viele Leser:innen findet. Ein Erfolg ist es aber auch, wenn ein Buch, bei dem der Fluss stockt und das umgeschrieben und wieder umgeschrieben wird, dann doch einen Verlag findet. Es ist sowieso ein Erfolg, wenn ein Buch überhaupt gedruckt wird. Und was für ein Erfolg ist es, wenn sich ein Buch überhaupt nicht verkauft und dann nach Jahren, weil die Autorin sich nicht von der Geschichte verabschieden will, den Deutschen Hörbuchpreis gewinnt!2
Zwei Beispiele dafür, wie ein Autor:innengespräch interessant und aufschlussreich sein kann – und eine Inspiration für Eltern und besonders Lehrer:innen, die mit einer Gruppe den Besuch einer Lesung vorbereiten.